Politische Erkenntnistheorie ist engagiert: Sie weitet Erkenntnistheorie nicht nur auf politische Phänomene aus, sondern positioniert sich zwangsläufig gegenüber diesen Phänomenen. Folglich ist jede politische Erkenntnistheorie, die es wert ist, verfolgt zu werden, eine kritische Theorie (im weitesten Sinne). Es überrascht nicht, dass die aktuellen kritischen Theorien wie auch die politischen Erkenntnistheorien in ihren politischen Analysen und in ihren politischen Positionen gespalten sind. Während viele Philosophen derzeit glauben, dass die wichtigste Trennlinie zwischen idealen und nicht-idealen Theorien und damit zwischen verschiedenen Methodologien verläuft, argumentiere ich, dass sie zwischen den liberalen oder nicht-liberalen politischen Theorien verläuft, die sowohl den Methodologien als auch den verschiedenen Positionen in der politischen Erkenntnistheorie zugrunde liegen. Mit Blick auf das derzeitige Erstarken autoritärer und faschistischer Bewegungen und Regierungen auf der ganzen Welt argumentiere ich, dass wir uns liberale politische Erkenntnistheorien nicht länger leisten können. Die Geschichte ebenso wie theoretische Erwägungen zeigen, dass der Liberalismus nicht vor dem Faschismus schützt, sondern sein Nährboden ist.