Foucaults Praktiken

In Coincidentia. Zeitschrift für europäische Geistesgeschichte 3.2 (2012), 275–299.

Zusammenfassung

Dass »Praktiken« eine wichtige Rolle im begrifflichen Apparat Foucaults spielen, ist in der Foucault-Rezeption mittlerweile unumstritten sein. Doch ergeben sich schwerwiegende begriffliche Komplikationen beim Versuch, die Untersuchungen Foucaults konsequent als Analyse von Praktiken zu lesen, denn diese müssen eine Reihe von konzeptuellen Bedingungen erfüllen, um nicht im Widerspruch mit den in den Analysen gebrauchten Begriffen wie Macht und Wissen oder mit der ohnehin umstrittenen Subjektivierungsthese zu stehen. Diese Komplikationen sind zwar keine unüberwindbaren Hindernisse, erzwingen jedoch ein spezifisches Konzept von Praktiken, das wenig kompatibel mit einer ganzen Reihe von in der Praxistheorie vorfindlichen ist. Um einen angemessenen Praktikenbegriff auszuarbeiten, entwickle ich zunächst die begrifflichen Anforderungen von Foucaults Analysen an einen solchen, ehe ich die wesentlichen Züge eines Praktikenkonzepts skizziere, das diese Anforderungen zu erfüllen vermag und dessen (theorie)politischen Implikationen hervorhebe.