Umkämpfte Wissenschaften, fragile Wahrheiten. Zu den Vorzügen einer nichtsouveränen Erkenntnistheorie

Zusammenfassung

Über Wissenschaften wird gestritten: über ihre Ergebnisse, ihre Methoden und ihre Praktiken. Das ist ihrer gesellschaftlichen Bedeutung angemessen, doch lässt sich in diesem Streit ein gefährlich verkürztes Verständnis von Wissenschaft beobachten. Gegen die Leugnung wissenschaftlicher Ergebnisse errichten ihre Verteidigerinnen ein Ideal, das Wissenschaft gegen Kritik immunisiert und ihre Vielfalt verdeckt. Paradoxerweise helfen sie damit den Wissenschaftsleugnerinnen, da diesem Ideal von Wissenschaft keine reale Forschungspraxis entsprechen kann. In dem Vortrag plädiere ich gegen diesen »nostalgischen Positivismus« für ein realistisches Verständnis wissenschaftlicher Praktiken. Dieses erfordert allerdings eine nicht-souveräne Erkenntnistheorie, die ein bescheidenes Abgrenzungskriterium liefern kann, mit dem sich die epistemische Autorität wissenschaftlicher Praktiken selbstkritisch verteidigen lässt.

Datum
22. Mai 2024 18:00 — 20:00
Ort
PH 20
Humboldtallee 19 (Eingang A)
37073 Göttingen